Branchentreffen: Um die Ecke gedacht – neue Wege im Handwerk

Altbewährte Wege sind bequem – aber manchmal kann und sollte man auch um die Ecke denken. Wie das im Handwerk gelingen kann, das zeigte das Branchentreffen Handwerk, zu dem das Amt für Wirtschaftsförderung und Wissenschaft alle zwei Jahre einlädt. Die letzte Ausgabe ging wegen Corona 2018 über die Bühne – umso erfreuter war Amtsleiter Marc Massoth, die Gäste nun wieder zu dieser Gelegenheit begrüßen zu dürfen. Dem schloss sich auch Oberbürgermeister Eckart Würzner an und betonte die Bedeutung des Handwerks für Heidelberg: „Ohne Sie hätte wir keine Ausbildungsplätze und keine sicheren Arbeitsplätze. Wir brauchen Sie und Ihre Produkte – gerade auch für die Energiewende.“

Eine Gruppe Menschen steht an Stehtischen auf einer Bühne. Im Hintergrund steht eine Leinwand sowie die Leuchtbuchstaben "Handwerk".
Die Diskussionsrunde zum Branchentreffen Handwerk. (Foto: Stadt Heidelberg)

Marc Massoth leitete anschließend zum Impulsvortrag über: „In einer Welt, die sich ständig verändert, ist auch das Handwerk dabei, sich immer wieder mit kreativen Ideen anzupassen.“ Ein inspirierendes Beispiel dafür ist Claus Böbel, Metzgermeister aus Franken. Er zeigte auf, wie er seine Metzgerei in einem 350-Seelen-Dorf zukunftsfit machte. „Es gehört mehr dazu als nur gute Produkte, die Außenwirkung muss auch stimmen“, erklärte er. Dafür ging er früh den Weg ins Internet und kann heute den nach seinen Angaben größten Onlineshop seiner Branche sein eigen nennen. Ferner zeigt er in den sozialen Medien per Videos, welche Arbeitsschritte in seinen Produkten stecken, die die Kundinnen und Kunden oft nicht sehen und daher auch nicht honorieren. Einfach mal machen und den eigenen Weg beharrlich verfolgen: Das dürfte sein Motto sein.

Mobilität als wichtiges Thema

In einer Diskussions- und Fragerunde kamen anschließend Vertreterinnen und Vertreter von Kreishandwerkerschaft, Handwerkskammer sowie der städtischen Verwaltung und des Heidelberger Bündnisses für Ausbildung und Arbeit zu Wort. So berichtete Bärbel Sauer, Leiterin des städtischen Amtes für Mobilität, über den Wirtschaftsverkehr und stellte die neue Wirtschaftsverkehrsbeauftragte Simona Lokotsch vor. Ein Thema, das in Zukunft für Handwerksbetriebe wichtig wird, sind die geplanten Poller in der Altstadt. Hier werde die Verwaltung, so Sauer, mit den Betrieben kommunizieren, um deren Bedarfe zur Zufahrt zu erfüllen. Hoffnung legt sie auch in eine Novelle der Straßenverkehrsordnung, die es dank eines neuen Straßenschildes „Ladezone“ erlauben soll, das Parken in diesen Bereichen auch zu sanktionieren. Das war bisher nicht möglich. Gerade, was das Parken anbelangt, forderte Tobias Menzer, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Rhein-Neckar, die Handwerkerinnen und Handwerker nicht zu vergessen.

Zu einer weiteren Herausforderung für das Handwerk war sich die Runde einig: Der Fachkräftemangel wird kreative Lösungen erfordern. „Hier brauchen wir als Handwerk vor allem eine gute Außenwirkung für potenzielle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. In diesem Zusammenhang sind Social Media mittlerweile die Gegenwart und nicht mehr die Zukunft“, erklärte Emily Peters, Personalberaterin der Handwerkskammer Mannheim Rhein-Neckar-Odenwald. Auch Rüdiger Pyck, Kreishandwerksmeister der Kreishandwerkerschaft, betonte, dass man zeigen müsse, was das Handwerk alles kann. Eine Initiative, um gemeinsam Lösungen für den Fachkräftemangel zu finden, ist das Bündnis für Ausbildung und Arbeit Heidelberg, das Geschäftsführer Wolfgang Schütte vorstellte. Erste handfeste Projekte, die die Mitglieder angestoßen haben, sind ein Azubi-Netzwerk sowie das Berufsinformationsangebot „explore us“, das zum ersten Mal 2024 im Gewerbegebiet Wieblingen direkt bei den mitmachenden Betrieben stattfindet.

„Für mich ist deutlich geworden, dass wir bei den vielen zukünftigen Aufgaben für die kommenden Jahre an einem Strang ziehen müssen: Die Handwerkerschaft, die Handwerkskammer und Verbände, die Stadt und nicht zu vergessen die Bürgerschaft. Gleichzeitig können wir in jeder Herausforderung auch Chancen und Möglichkeiten sehen, neue Wege zu beschreiten und altgediente Herangehensweisen zu überdenken“, resümierte Marc Massoth. Anschließend ließ sich die Diskussion bei Essen und Getränken weiterführen.