Großes Potenzial auf dem Lammerskopf

Klimabürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain über einen möglichen Windpark auf dem Lammerskopf

Herr Schmidt-Lamontain, das Land möchte Windräder auf dem Lammerskopf bauen – warum unterstützt die Stadt Heidelberg dieses Vorhaben?

Weil wir als Kommune zu Energiewende und Klimaschutz unseren Beitrag leisten müssen. Mit der Abkehr von Öl und Gas wird unser Stromverbrauch steigen – zum Beispiel für Wärmepumpen und E-Mobilität. Wir müssen daher alle Möglichkeiten zur lokalen Produktion von Strom aus erneuerbaren Energien ausschöpfen – und dazu gehört auch die Windkraft.

Portrait des Klimabürgermeisters Raoul Schmidt-Lamontain

Aber ist es nicht widersprüchlich, für Klimaschutz und Windräder Wald zu roden?

Wenn ich viele Tonnen CO<sub>2</sub> sparen kann, aber dafür Bäume fällen muss, ist das zwar schmerzhaft, kann in der Abwägung aber am Ende die sinnvollste Maßnahme sein. Es muss sich aber keiner Sorgen machen: Wir werden in Fragen des Landschaftsbildes und beim Natur- und Artenschutz genau hinsehen – und diese Untersuchungen werden bestimmen, wie viele Windkraftanlagen dort überhaupt entstehen können. Es werden auch keine hunderte Hektar Wald gefällt. Da werden leider von manchen Akteurinnen und Akteuren falsche Zahlen gestreut. Es ist klar: jeder Quadratmeter Wald ist wertvoll, das geht immer in die Abwägung ein.

Warum baut man die Räder nicht in der Ebene?

Es gibt in unserer dicht besiedelten Ebene keinen Platz für mehrere Windräder – das wurde alles schon einmal geprüft und am Ende blieb keine Fläche übrig. Zum anderen ist die Windlast hier für einen wirtschaftlichen Betrieb nicht ausreichend. Wir rechnen mit 30 bis 50 Prozent weniger Ertrag als auf den Höhen – und dann lohnt es sich schlicht nicht mehr.

Wie viel Strom könnte mit einem Windpark auf dem Lammerskopf denn produziert werden?

Die Potenziale dort sind sehr groß. Zum Vergleich: Mit einem einzigen Windrad kann man den Strombedarf aller privaten Haushalte in Ziegelhausen decken.

Und wer könnte so einen Windpark betreiben?

Wir sind nicht Herrin des Verfahrens, die Ausschreibung der Fläche läuft über das Land. Ein regionales Konsortium aus unseren Stadtwerken und mehreren Energiegenossenschaften bewirbt sich und als Stadt unterstützen wir dieses Bündnis. Wir sind überzeugt, dass der Windpark kommen wird – und dann macht es doch am besten ein regionaler Betreiber, der so intensiv wie möglich auf die Belange vor Ort eingeht, und nicht ein Konzern, der nach der höchsten Rendite schielt.

Warum setzt die Stadt statt Windrädern nicht besser auf den Ausbau von Photovoltaik?

Es geht nicht um Windräder oder Photovoltaik. Wir brauchen beides, um so schnell wie möglich klimaneutral zu werden. Genauso wie wir weiterhin Gebäude sanieren, das Fernwärmenetz ausbauen und riesige Wärmepumpen bauen müssen. Die Windräder sind ein zentraler Baustein in diesem Konzept.